Wer anderen eine Grube gräbt…



Aktionstage im Rheinischen Braunkohlerevier!
„Wer anderen eine Grube gräbt …“
15.-17.10.2010

Spätestens seit unserem Klimacamp im Juni 2010 beschäftigen wir uns intensiv mit dem Thema Klimawandel / Umwelt. Da der mit Abstand größte CO2-Ausstoß in Deutschland durch fossile Energie, d.h. Kohle, freigesetzt wird, beteiligten wir uns im Herbst an der Kampagne „Wer anderen eine Grube gräbt…“.
Hierzu wurde im Rahmen des globalen Aktionstages für Klimagerechtigkeit am 12. Oktober ein Aktionswochenende vom 15. – 17.10. im rheinischen Braunkohlerevier veranstaltet. Dort wird im Tagebau Braunkohle abgebaut; ansässig ist dort vor allem der allseits bekannte Stromkonzern RWE. Die Kohlekraftwerke Neurath, Niederaußem und Frimmersdorf – allesamt im Besitz von RWE – produzieren pro Jahr so viel CO2 wie 25 Millionen Autos. Ein viertes Kraftwerk – Neurath II – ist bereits im Bau und soll in Kürze fertiggestellt werden.

Das Wochenende wurde am Freitag mit einem Blockadetraining eingeleitet, das im AZ Köln stattfand. Im Anschluss daran machten wir uns gemeinsam auf den Weg zu unserer Unterkunft ganz in der Nähe des Braunkohlereviers, wo wir königlich von unserer Vokü versorgt wurden und den kommenden Tag ausführlich planten.
Nach ein paar Stunden Schlaf ging es um 6 Uhr morgens raus in die Kälte. Am Tag vorher hatten wir erfahren, dass RWE auf Grund unserer Kampagne den gesamten Zugverkehr zwischen den Kraftwerken eingestellt hatte, da Schienenblockaden und damit eine Beeinträchtigung der Kohlezufuhr befürchtet wurden. Der Konzern hatte in den Tagen zuvor seine gesamten Kohlebunker aufgefüllt und zusätzlich vollbeladene Kohlezüge auf den Kraftwerksgeländen abgestellt.


Rechts: Sogar auf dem Gelände des noch gar nicht in Betrieb genommenen Neubaus wird Kohle gebunkert um über den Tag zu kommen.

Auf Grund dieses Erfolgs ganz ohne Aufwand für uns, war unsere Sitzblockade vor dem Zulieferungstor des Kraftwerks Niederaußem eher symbolisch. Im Anschluss nahmen wir an der Mahnwache vor der Baustelle Neurath II teil.

Nachmittags brachen wir zu einem Spaziergang rund um das Braunkohlerevier auf. Ausgangspunkt war die Aussichtsplattform in Jüchenich, von der aus mensch einen fantastischen Blick über das ganze Desaster „Tagebau Garzweiler“ hat – eine Grube von 180 Metern Tiefe und enormem Ausmaß, in der 250 Meter lange Bagger unermüdlich Kohle abbauen.

Nach diesem eindrucksvollen Auftakt ging es weiter durch die Umgebung. Wir folgten der Beschilderung, die uns in die Ortschaft Otzenrath bringen sollte – ein Dorf, das bereits seit 2008 auf Grund der Ausweitung des Tagebaus nicht mehr existiert. So kommt es, dass uns nach den angegebenen 2km statt des Ortseingangsschildes von Otzenrath ein Verbotsschild erwartet, das uns mitteilt, dass dort nun das RWE-Werksgelände beginne. Skurril.

Zuletzt fahren wir nach Borschemich, einem Ort, das sich seit 2006 in der „Umsiedlung“ befindet. Am Ortseingang ist ein verblichenes Schild befestigt: „Ja zur Heimat, Stop Rheinbraun – Wir bleiben hier!“. Reste des Protests gegen die Umsiedlung aus den 80er Jahren. Nun ist das Dorf zum Großteil bereits verlassen, auf den Straßen ist kein einziger Mensch zu sehen. Die vielen leerstehenden, verfallenden Häuser vermitteln ein bedrückendes Gefühl. Wir unterhalten uns mit einem Bewohner, einer der wenigen, der noch hier ist. Aus seinen Worten spricht Resignation, Hilflosigkeit und jede Menge Wut – eine Wut, die während der Proteste niemanden interessiert hat und die nun niemand mehr wahrnehmen will.
Bedrückt machen wir uns auf den Rückweg.
Am folgenden Tag findet zum Abschluss das bundesweite Treffen des Klimabewegungsnetzwerks statt und wir können auf ein Wochenende zurückblicken, das trotz der symbolischen Aktionen ein Erfolg war.
Da dieses Wochenende natürlich erst der Anfang war, hoffen wir, in den nächsten Jahren noch eine Menge mehr Menschen zu Protesten gegen den Kohleabbau im Rheinland und überall bewegen zu können, um klar zu zeigen: Umweltzerstörung und Menschenvertreibung nicht mit uns!