Gemeinsam mit dem Referat für politische Bildung des AStA der Uni Bonn, der Kulturgruppe Globalisierung und Migration und der kommunistischen Gruppe Phoenix laden wir euch zu der Veranstaltungsreihe „Revolution und Regression“ ein.
Am 11. Juli hält Olaf Kistenmacher einen Vortrag unter dem Titel „Einführung in die Kritik des Antiimperialismus. Eine notwendige Erinnerung an Rosa Luxemburg.“ um 20 Uhr in Hörsaal 8 der Universität Bonn.
Zwei Wochen später, am 25. Juli, hält Hendrik Wallat einen Vortrag unter dem Titel „Die orthodoxesten aller Marxisten. Der Rätekommunismus zwischen Bolschewismuskritik und marxistischer Dogmatik.“ um 19 Uhr im KULT41, Hochstadenring 41.
Im Anschluß an die Vorträge bleibt selbstverständlich noch Zeit für Diskussionen.
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Einführung in die Kritik des Antiimperialismus
Eine notwendige Erinnerung an Rosa Luxemburg
Vortrag und Diskussion mit Olaf Kistenmacher
Der Imperialismus wurde erst im frühen 20. Jahrhundert mit den Schriften Rosa Luxemburgs und Wladimir I. Lenins zum zentralen Thema marxistischer Theorie, auch wenn die Analysen bereits in Marx’ Kritik der politischen Ökonomie angelegt waren. Dabei unterscheiden sich Luxemburg und Lenin wesentlich: Luxemburg analysierte 1913 von ihrem antinationalen Standpunkt aus in „Die Akkumulation des Kapitals“ den Imperialismus als strukturelles Phänomen der weltweiten Kapitalisierung. Lenin hingegen schuf 1916 in „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ die Grundlage, um fortan den Völkern ein „Finanzkapital“ gegenüberzustellen, das die Welt beherrsche. So standen sich global scheinbar zwei Klassen gegenüber: die „unterdrückten Nationen“ auf der einen Seite und der „Parasitismus, der dem Imperialismus eigen ist“, auf der anderen. Seit Mitte der 1920er Jahre war es üblich, den berühmten Aufruf aus dem Kommunistischen Manifest um ein weiteres revolutionäres Subjekt zu erweitern: „Proletarier aller Länder und unterdrückte Völker der Welt, vereinigt euch!“
Der Vortrag beleuchtet diese Traditionslinien des linken Antiimperialismus und zeigt, inwiefern der positive Bezug auf die Nationen bis in die Gegenwart ein Problem darstellt. Am Beispiel des Begriffs „Finanzkapital“ wird die Anfälligkeit zu verschwörungstheoretischen Denkweisen deutlich, die ein wesentlicher Grund sind, warum Antiamerikanismus und Antisemitismus innerhalb der Linken bis heute nicht verschwunden sind.
Olaf Kistenmacher, Historiker aus Hamburg, Mitglied des Villigster Forschungsforums zu Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus e. V., veröffentlicht in Jungle World, Konkret und Phase 2.
11. Juli; 20:00 Uhr; Hörsaal 8, Uni Bonn Hauptgebäude
Die orthodoxesten aller Marxisten
Der Rätekommunismus zwischen Bolschewismuskritik und marxistischer Dogmatik
Vortrag und Diskussion mit Hendrik Wallat
Die Rätekommunist_innen stellten diejenige Fraktion der marxistischen Arbeiterbewegung dar, die am konsequentesten mit den politischen Verkehrsformen bürgerlich-kapitalistischer Vergesellschaftung brach und die Leitidee der Arbeiterselbstbefreiung gegen die Parteiapparate der Sozialdemokratie und des Bolschewismus verteidigte. Dies ist ihr historischer Verdienst, den kleinzumachen kein Anlass besteht. Der Kritik an der bolschewistischen Parteidiktatur zum Trotz, waren die Rätekommunist_innen gleichwohl, im Gegensatz zu den Anarchist_innen, in einer marxistischen Orthodoxie befangen, die bisweilen ihres gleichen sucht: Ihr politisches Denken war beherrscht von einer ökonomistischen Geschichtsphilosophie und einer proletarischen Arbeitsontologie. Der Vortrag will zeigen, dass diese Orthodoxie nicht nur die Grenzen rätekommunistischer Bolschewismuskritik markiert und die Blindheit gegenüber der nationalsozialistischen Konterrevolution bedingt, sondern auch die rätekommunistische Konzeption von Emanzipation verengte.
Der Referent, Dr. Hendrik Wallat (Jg. 1979), lebt in Hannover. Forschungsschwerpunkte: Politische Theorie und Philosophie, Erkenntnis- und Gesellschaftskritik, Geschichte der Arbeiterbewegung.
25. Juli; 19:00 Uhr; Kult 41, Hochstadenring 41 Bonn